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Seebildung
Kratersee
Nach dem Entstehen des Steinheimer Beckens blieb eine Wüstenei zurück. Doch die Voraussetzung für die Ansiedlung neuen Lebens wurde dadurch erleichtert, dass der Steinheimer Krater sich sogleich zum Teil durch den Grundwasserspiegel mit Süßwasser füllte. Wahrscheinlich hat es nur Jahrhunderte nach der Katastrophe gedauert, bis der See neu und das Land wieder von Tieren und Pflanzen besiedelt wurden. Die Selbstheilungskräfte der Natur und auch die Neubesiedelung ehemals toten Gesteins ist ja noch heute nach Vulkanausbrüchen und sogar bei neu aus dem Meer entstiegenen Vulkanen zu beobachten.

 

Seezeit
Eine Millionen Jahre lang existierte der See im Steinheimer Becken. Das ist für einen See eine sehr lange Zeit (es ist ein völlig natürlicher Vorgang, dass ein See eine begrenzte Lebenszeit hat). Während seiner Lebzeit hob und senkte sich die Alb tektonisch, neigte sich, der Grundwasserspiegel änderte sich und alles hatte Auswirkungen auf unseren See. Sein Wasserstand änderte sich, mal war der Zentralhügel überflutet, mal war er eine Insel.
Die ganze Zeit lang erfüllte Leben den See und auch Tiere und Pflanzen an Land profitierten von ihm. Im See sanken Kalk- und Schlammsedimente auf den Boden. Dazwischen Milliarden von Gehäusen gestorbener Wasserschnecken. Daraus entstand der später berühmt werdende Schneckensand. Und in allem wurden weitere tote Tiere und Pflanzen eingebettet und konnten als Versteinerung die Zeit überdauern, als 'Material' für die Paläontologen, die damit die damaligen Verhältnisse rekonstruieren können.

Es ist zu vermuten, dass das Steinheimer Becken auch eine etwas über das Umgebungsniveau ragende Randaufschüttung besaß. Diese ist zur Zeit des Sees und danach durch Erosion vollständig eingeebnet worden.

 

Krater
verlandet
So wie alle Seen verlandete am Ende auch der Steinheimer See.
Das Sterben des Sees bedeutete auch für viele Tiere und Pflanzen einen einschneidenden Abschnitt, für einen Großteil ebenfalls das Ende. Mit abnehmender Wassertiefe dürften sich die Temperatur und die Mineralienkonzentrationen im See verändert haben. Für eine gewisse Zeit konnten sich manche Lebewesen noch an die extremen Bedingungen anpassen.
In dieser Zeit entstand auch eine Landbrücke vom Kraterrand zum Zentralhügel, der damit zu einer Halbinsel wurde. Eine einladende, aber gefährliche Verbindung für die Tiere. Viele wurden von den trügerisch trockenen Schneckensanden nicht getragen. Die Tiere wurden festgehalten und kamen elendlich um.
verlandeter Kratersee Die Verlandung des Steinheimer Sees und das gänzliche Verschwinden des Wassers war mit der Bildung der Juraschichten in den vorangegangenen 100 Millionen Jahren vergleichbar, dieses Mal auf dem begrenztem Raum des Beckens. Im Steinheimer Becken bildeten sich nun, nach den Juraschichten, tertiäre Ablagerungen. Das Becken war verschwunden, plombiert wie ein hohler Zahn! Wir befinden uns etwa 14 Millionen Jahre vor unserer Zeit.

 

Scheinruhe
Für die nächsten 12 Millionen Jahre, bis das plombierte Becken vom Wentalfluss ausgespült wurde, war im Becken relative Ruhe. Ein wichtiger Abschnitt in der Geschichte des Beckens. Nur durch diese Verfüllung gingen 12 Millionen Jahre Erosion am Steinheimer Becken vorüber, konservierten so seine Kraterform.
Die Bedeutung dieser 12 Millionen Jahre Ruhezeit lässt sich noch besser verstehen, wenn man sich vor Augen hält, dass der Gran Canyon/USA in 'nur' 5 Millionen Jahren geformt wurde!
Allerdings werden landschaftliche Veränderungen natürlich nicht automatisch in langer Zeit hervorgerufen, sondern durch die in dieser Zeit ablaufenden tektonische Vorgänge (Hebungen, Senkungen) und die dabei herrschenden Umweltbedingungen (Erosion).
Oberflächlich wurde die Landschaft um das verfüllte Steinheimer Becken herum weiter durch die Kräfte der Erosion verändert. Die Albplatte neigte sich nach Süden und Osten, Stubental- und Wentalfluss entstanden.

 

Fluss-
Landschaft
Vor zwei Millionen Jahren etwa war der Kraterrand an mehreren Stellen den vereinten Angriffen der beiden Flüsse nicht mehr gewachsen.
Im Nordwesten mündete das Wasser des Wentalflusses in den Beckenbereich, suchte sich einen Weg und fand ihn im Süden (östlich und westlich vom Burgstall) und auch im Südosten (Lerztäle). Damit war der Grundstein gelegt, für die fast vollständige Ausräumung der Kraterfüllung durch den Wentalfluss. Aber er benötigte dafür doch zwei Millionen Jahre (doppelt so lange, wie der See einst existierte!).
Vereint mit dem Stubentalfluss erfolgte der 'Weitertransport' von Sedimenten und Geröllen zur Brenz. In dieser Zeit bildeten sich auch erst die Erosionstäler, die gleich Speichen, den Kraterrand in Richtung Zentralhügel durchziehen.



 
 

Kurzer Ausflug in die Karsterosion

 

Karst
Die Entwicklung von Flusssystemen und dabei auftretende Landschaftsformung ist im Jurakalk durch besondere Umstände geprägt. Äußern tun sich diese Besonderheiten durch die Bildung von unterirdischen Flüssen und oberirdisch durch Trockentäler. Ursache dafür ist die AUFLÖSUNG von Kalkgestein durch CO2-haltiges Regenwasser.

 

Flüsse
verschwinden
Anfangs ist es nur Sickerwasser, das in Spalten des Gesteins eindringt und diese dabei erweitert. Am Ende sind die Flüsse von der Oberfläche in tiefer liegende Stockwerke abgewandert. Die in wohlgeschichteten Kalken des Jura vorhandenen Klüfte (senkrechte Spalten) und Schichtfugen (waagerechte Spalte) oder andere Schwachstellen zeichnen den Weg vor, den das kalklösende Sickerwasser den Flüssen vorbereitend schafft.
Am augenscheinlichsten ist das Werk dieser Kräfte heute an der Donau in Möhringen zu beobachten, wo sie verschwindet, um 12km entfernt im Achtopf wieder ans Tageslicht zu treten!
Die Schwäbischen Alb besitzt heute sogar zwei unterirdische Karststockwerke, seichter und tiefer Karst genannt. Auf der Albhochfläche dagegen sind die Flüsse verschwunden.

 

Dolinen
Ein weiteres Werk des kalklösenden Wassers sind Höhlen und Dolinen. Bei 'Einsturzdolinen' entsteht zunächst eine Höhle und später stürzt die Decke ein, 'Lösungsdolinen' werden ohne eine vorangegangene Höhle direkt ausgespült.
Man sieht daran, wie vielfältig in einer Karstlandschaft das kaum einmal in Mengen sichtbare Wasser die Landschaft geformt hat und dies heute noch tut.

 

Trockentäler
Wenn nun die strömenden Gewässer von der Oberfläche verschwunden sind, wie können dann oberirdisch noch Täler durch Wassererosion entstehen?
Die Antwort lautet: Flüsse, die nur so lange (Schmelz-) Wasser führen, wie der Boden gefroren ist! Nach dem Auftauen des Bodens versickern diese 'Kurzzeitflüsse' wieder und in Jahrmillionen formen sich die Trockentäler. Es waren die kalten Phasen der Eiszeit, in denen dies besonders stark passierte, durch ausgiebige Schneefälle im Winter und lange gefrorene Böden im Frühjahr bis in den Sommer hinein.
Viele Trockentäler sind natürlich zunächst von oberirdisch fließenden Wassern geformt worden, die sich dann später in eine untere Etage absenkten. Sturzbäche zur Zeit der Schneeschmelze kommen heute noch vor, wenn auch, durch die milden Wintern, seltener. Zur Vorsorge wurden viele Trockentäler durch Rückhaltestaudämme abgesperrt.

 

Wiedergeburt
So stellt sich die Geschichte des Steinheimer Beckens uns heute dar. Ein großartiges Ergebnis des Wirkens vieler Kräfte beim Meteoriteneinschlag, während der Seezeit, der Verlandung und endlich der Freispülung und Erosion neuer Trockentäler am Kraterrand. Alles in einem Zeitraum von 15 Millionen Jahren. Unvorstellbar lange für uns Menschen, aber nur eine Sekunde in der Zeitrechnung der Erdgeschichte.

 



Rekonstruktion
Glücklicherweise hat der Wentalfluss nicht alle im Sediment eingebetteten Zeitzeugen weggeschwemmt. Dadurch finden die Paläontologen in Steinheim ein 'Eldorado' vor. Die Relikte der damaligen Zeit sind eine Herausforderung für sie, die zurückliegenden Zeiten wieder aufleben zu lassen.
Was dabei alles herausgefunden wurde, das ist aufgezeichnet auf der Seite: Paläontologie.

 
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