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Donnersteine
Federzeichnung zum Meteoritenfall von Ensisheim 1492
Die auffallend regelmäßige Form des Steinheimer Beckens in der hiesigen Landschaft ist offensichtlich. Als man sich erstmals Gedanken über die Entstehung dieses kreisrunden Tals machte, lag es weitab aller Überlegungen, den Einschlag eines Himmelskörpers anzunehmen. Um diesen Schluss zu ziehen, musste zunächst zum Wissen gehören, dass 'Steine vom Himmel fallen konnten'.
Die Tatsache, dass zwar selten, doch immer wieder, einzelne Personen den Fall eines kleinen Meteoriten tatsächlich erlebt hatten ('Donnersteine'), reichte nicht aus, da man nicht akzeptieren wollte, was man nicht erklären konnte. Es war schon immer schwierig und auch gefährlich, allgemeinem Glauben oder Aberglauben eine eigene Meinung entgegenzusetzen. So sind durchaus Fälle bekannt geworden, dass man früher Berichte von Meteoritenfällen und aufgefundene Meteoriten 'sicherheitshalber' einfach verschwinden ließ!
Wie abwegig musste zu jener Zeit erst die Vorstellung sein, dass sogar RIESIGE Steine herunterfallen und große Krater dabei erzeugen konnten.
 
 
Meteoritenkunde
Titelblatt von Chladnis Veröffentlichung Im Jahre 1794 veröffentlichte der deutsche Ernst Chladni eine Schrift zu Funden von 'Eisenmassen' (in Russland), in der er mit plausiblen Deutungen den Zusammenhang zwischen 'Sternschnuppen' und Meteoriten herstellte, damit den kosmischen Ursprung darlegte und so die Meteoritenkunde begründete. Er war ein vielseitiger Mann. Zunächst studierte er Philosophie und Recht, wurde jedoch dann auf ganz anderem Gebiet bekannt, nämlich durch seine Untersuchungen auf dem Gebiet der Akustik. Im Jahr 1797 bemerkte der Physiker G.C. Lichtenberg, der gerade erst zu akzeptieren begann, was Chladni formuliert hatte
'Der Mond sey ein unartiger Nachbar, weil er mit Steinen auf uns werfe...'
Man wusste noch nicht, woher die Meteoriten aus dem All stammten, der Mond schien das naheliegendste zu sein. Der Mond als Quelle für Meteoriten ist so falsch ja auch nicht. Tatsächlich gelangen auch von dort, sogar von Planeten unseres Sonnensystems, Gesteine zu uns, jedoch sehr selten, weswegen diese Meteoriten wertvoller als Gold sind.
Mit Chladnis Vorstellungen war immerhin der Grundstein gelegt, die Entstehung des Steinheimer Beckens einmal erklären zu können.
 
 
See und
Sedimente
Ami Bouè Bis es dazu kam, verging noch viel Zeit und einige unzutreffende Theorien wurden aufgestellt.
'Seeversion': 1824 erkannte Ami Boué dass hier einst ein See bestand und so erschien ihm plausibel, dass die Beckenform mit dem See zusammenhing und der Zentralhügel von der Schleife eines Flusses isoliert wurde.
'Sedimentationsversion': 1868 stellten J. Hildenbrand und O. Fraas fest, dass hier im Becken die normalen Schichtfolgen der Juraablagerungen in ungewöhnlichen Höhen vorlagen und meinten, die tertiären Seesedimente hätten sich auf einem lokalen Berg des Juragesteins abgesetzt.


Abbildung:
Zur Entstehung des Steinheimer Beckens nach J. Hildenbrand
(aus K.D.Adam: Das Steinheimer Becken)

 
 
Vulkane
Erste Vermutungen zu einem vulkanischen Ursprung stammen vom schwäbischen Theologen T. Engel. Er führt als Beleg dafür die Vulkane aus der Umgebung von Urach und nordwestlich des Bodensees auf.

Doch während die allgemeine Vermutung, das Nördlinger Ries sei vulkanischen Ursprungs, lange Zeit Bestand hatte, verhielt es sich mit dem Steinheimer Becken anders. Hier fehlten Belege für einen 'direkten' Vulkan, weil keine Auswurfmassen wie im Ries vorlagen und daher vermuteten 1905 W. Branco und E. Fraas indirekte vulkanische Kräfte, sie stellten die Lakkolithentheorie auf. Eine nicht sichtbare vulkanische Ursache läge hier vor. Das Grundgebirge unter den Juraablagerungen hätte sich durch aufsteigendes, aber nicht austretendes Magma aus tieferen Regionen aufgebläht, so sei der Zentralhügel entstanden. Später sei rund um den Hügel das Gelände abgesunken, als das heisse Magma abkühlte und das Gestein durch austretende Gase schrumpfte.
 
Grafik: Beckenentstehung nach Branco und Fraas
Abbildung:
Zur Entstehung des Steinheimer Beckens nach Branco / Fraas
(aus K.D.Adam: Das Steinheimer Becken)

  Dem widersprach heftig der Geologe und im militärischen Dienst stehende W. Kranz. 1914 stellte er seine Explosionstheorie auf. Zwar sei unterirdischer Vulkanismus wirksam gewesen, doch sei dessen Wirkungsweise eine andere. Es seien aufsteigender heisser Wasserdampf und andere heisse Gase gewesen, die das Grundwasser explosionsartig ausgedehnt und so den Krater ausgesprengt haben. Der Zentralhügel und der Randhügel (Burgstall) sei danach durch weiter nach oben drückendes Magma aufgewölbt worden.

Grafik: Beckenentstehung                 nach Kranz

Abbildung:
Zur Entstehung des Steinheimer Beckens nach W. Kranz
(aus K.D.Adam: Das Steinheimer Becken)
Plausibel für eine aus dem Erdinneren stammende Ursache schienen auch die am Zentralberg existierenden Kalkfelsen und Funde von Aragonit, einer Modifikation von Calciumcarbonat, zu sein. Tatsächlich jedoch wurden die Kalkfelsen von Algen gebildet und Aragonit bildet sich, wie man heute weiss, nicht nur an Thermalquellen, sondern auch bei entsprechend hohen Mineralkonzentrationen im Flachwasser eines Sees bei gemäßigten Temperaturen. Die Wissenschaftler wurden sozusagen auf eine falsche Fährte geführt.
 
 
Meteoriten
In den Jahren danach meldeten sich zunehmend Stimmen, die erstmals Einschläge kosmischer Körper mit kraterähnlichen Gebilden wie Ries und Steinheimer Becken in Verbindung brachten.
1936 machte sich der deutsche Geologe O. Stutzer zum Sprecher dieser Meteoritentheorie. Er hatte den Meteoritenkrater in Arizona ('Barringerkrater') besichtigt, an dessen Herkunft man nicht zweifelte, weil viele Bruchstücke des Meteoriten gefunden wurden. Steinheimer Becken und Nördlinger Ries, stellte er fest, seien viel plausibler durch den Einschlag eines Meteoriten oder Asteroiden erklärbar. Damit wurde O. Stutzer der erste bekannt gewordene Vertreter jener Wissenschaftler, die große Meteoriten für wahrscheinlich und möglich hielten. Später wurde der Amerikaner R. Shoemaker geradezu populär, weil er noch weiter ging und auf die reale Gefahr durch solche Himmelskörper nicht müde wurde hinzuweisen. Doch soweit sind wir noch nicht...

Eine Theorie kann nur dann überzeugen, wenn sie mit eindeutigen Beweisen aufwarten kann. Daran mangelte es jedoch noch.
 
 
'Es war ein
   Meteorit'
Im Jahr 1964 begannen die Wissenschaftler Paul Groschopf und Winfried Reiff im Steinheimer Becken mit Bohrungen den Untergrund zu erforschen. Die dadurch gewonnenen Erkenntnisse waren so eindeutig, dass die beiden Wissenschaftler einen Bericht mit den Resultaten im Jahre 1971 mit 'Es war ein Meteoriteneinschlag' betitelten! Sie hätten auch formulieren können: 'Es war AUCH ein Meteoriteneinschlag', denn 1960/1961 waren von Shoemaker und Chao im Nördlinger Ries Gesteine entdeckt worden, die das Ries eindeutig Meteoritenkrater identifizierten.

Grafik: Beckenentstehung nach Reiff und Groschopf

Abbildung:
Zur Entstehung des Steinheimer Beckens nach Reiff / Groschopf
(aus K.D.Adam: Das Steinheimer Becken)

Die Entstehung des Steinheimer Beckens lief also (Reiff / Groschopf) folgendermaßen ab:
  • Einschlag des Meteoriten und Ausbreiten der Stoßwelle im Bereich des späteren Beckens.
  • Aussprengung des flachen Kraters und Aufschüttung des Ringwalls.
  • Rückfederung des Untergrundes und Ausschleudern von Gesteinstrümmern aus dem Zentrum.
  • Aufsteigen von Gesteinsschollen und Ausbilden des zentraln Hügels.
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    Erdgeschichte
    Bevor wir uns mit dem Einschlag selber beschäftigen, soll auf der folgenden Seite noch etwas die Erdgeschichte vor dem Impakt aufgerollt werden: Kurze Erdgeschichte
     
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